Virtuelle Hilfe bringt mehr Bürgernähe und Entlastung

Veröffentlichungsdatum12.03.2025Lesedauer5 MinutenKategorienBLOG GEM2GO

Nach 4-monatiger Pilotphase startete das neue KI-Tool von GEM2GO, der Copilot, Ende letzten Jahres in den Echtbetrieb. Damit wird nicht nur die Redaktion der Gemeindeplattformen deutlich vereinfacht. Mit an Bord ist auch ein Chatbot und eine mehrsprachige Erklärfunktion für Dokumente.


Welche Umwälzungen Künstliche Intelligenz (KI) in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bringen wird, lässt sich kaum abschätzen. Die neue Technologie wird auf jeden Fall vieles auf den Kopf stellen. Sie birgt einerseits bisher ungeahnte neue Möglichkeiten, unser aller Leben besser zu machen. Aber auch gewaltige Gefahren für die Gesellschaft. Man denke an Falschnachrichten oder gefakte Bilder und Videos, die heute schon täuschend echt aussehen und immer besser werden.

Klar ist aber auch: KI wird in Zukunft aus so gut wie allen Bereichen des Lebens nicht mehr wegzudenken sein. Denn die Entwicklung neuer Funktionen geht rasend schnell vonstatten. Umso wichtiger ist es, sich schon jetzt damit zu beschäftigen – auch im kommunalen Bereich. Richtig eingesetzt, können die virtuellen Helferlein dazu beitragen, die Verwaltung bürgernäher und demokratischer zu machen. Was die Amtsstube betrifft, überwiegen die Vorteile bei Weitem.

Paul Otto - Gemdat NÖPaul Otto - Gemdat NÖDavon ist Paul Otto jedenfalls überzeugt. Er ist IT-Experte bei GEMDAT Niederösterreich und treibende Kraft hinter einem neuen GEM2GO-Feature, das im Vorjahr von 15 Gemeinden nicht nur getestet, sondern auch auf Herz und Nieren geprüft wurde. „Das waren sozusagen Copilot-Pilotgemeinden“, sagt Otto schmunzelnd. Seit Dezember ist die Funktion regulär erhältlich und in knapp zwei Dutzend Kommunen bereits im Einsatz. Eine davon ist Lamprechtshausen im Salzburger Flachgau. „Es ist eine echte Entlastung für uns“, sagt Bürgermeisterin Andrea Pabinger. „Die KI spart uns enorm viel Zeit, wenn es darum geht Newstexte zu schreiben oder Fotos zu suchen.“ Und auch der Chatbot habe sich als digitale Auskunft für die Bevölkerung bereits bewährt.

Der GEM2GO Copilot ist übrigens eine Eigenentwicklung der RIS GmbH und nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Feature des US-Unternehmens Microsoft. Das spielt nicht zuletzt eine große Rolle, wenn es um den Datenschutz geht. Denn schließlich hat die Künstliche Intelligenz Zugriff auf wichtige Informationen. Mit der neuen GEM2GO-Entwicklung ist ausgeschlossen, dass diese in fremde Hände gelangen: „Alle unsere Server stehen in Europa“, sagt Otto.

Wie aber funktioniert das neue Feature?

Im Wesentlichen gibt es zwei Anwendungsfelder. Zum einen optimiert die KI Einträge in der Redaktion. Sie erstellt nicht nur saubere, grammatikalisch richtige und gut strukturierte Texte. Auf Wunsch sucht die KI auch dazu in verschiedenen Datenbanken nach passenden, frei verfügbaren Bildern. Man muss sich also keine Sorgen mehr über Copyrightverletzungen machen.Andrea Pabinger - Gemeinde LamprechtshausenAndrea Pabinger
Gemeinde Lamprechtshausen

Darüber hinaus setzt die KI auch die für viele unbekannten Metatags. Dabei handelt es sich um spezielle Keywords, die dafür sorgen, dass Texte im Internet dann auch über die diversen Suchmaschinen besser gefunden werden. Ganz ohne menschliche Zuhilfe geht es freilich auch weiterhin nicht: Denn zum einen muss die KI mit Infos gefüttert werden. Und dann braucht es noch eine RedakteurIn aus Fleisch und Blut, um den Artikel freizugeben oder gegebenenfalls auch zu verändern. Die Maschine erledigt bloß den für viele lästigen Kleinkram. „Aber man wird auch in Zukunft immer jemanden brauchen, der über das Ganze drüberschaut“, sagt Otto.

Die Befürchtung, dass KI im kommunalen Bereich menschliche Arbeitskraft ersetzen könne, teilt er nicht. „Die Ängste gab es auch bei der Einführung der ersten Computer“, sagt er. Tatsächlich aber gebe es heute in den meisten Gemeinden mehr Personal als früher. Und weil durch die Digitalisierung immer mehr zeitraubende Kleinarbeit wegfällt, können sich die Leute zudem mehr auf das wirklich Wichtige konzentrieren.

Konzentration auf das wirklich Wichtige

Das ist auch der Grundgedanke hinter dem neuen GEM2GO-Chatbot, der die Anwendung von Website und App auf eine ganz neue Ebene hebt. „Damit wird ein Kernproblem der Menüführung gelöst“, sagt Otto. Immer wieder zerbrechen sich IT-Verantwortliche über den optimalen Aufbau einer Startseite den Kopf. Der Platz ist beschränkt, da müssen Entscheidungen getroffen werden. Welche Funktion sollte als Erstes ins Auge stechen? Welche ist nur für einige wenige relevant? Nun reicht es, eine Frage oder ein Stichwort einzugeben. Die virtuelle Auskunft liefert nicht nur rasch eine plausible Antwort. Sondern auch alle relevanten Links zu dem Thema. „Der Chatbot wird zum ersten Ansprechpartner einer Gemeinde“, sagt Otto. Und das auch am Wochenende oder spät am Abend.

GEM2GO-Copilot

Und dann wäre da noch ein Feature der neuen Anwendung, das sich besonders an jene richtet, die mit der kommunalen Verwaltung wenig zu tun haben, vielleicht sogar ein wenig Angst davor haben. Die Rede ist vom so genannten „Dokumentenerklärer“. Mit einem Klick liefert er verständliche Zusatzinformationen für jedes beliebige Dokument, bspw. die oft schwierig zu verstehenden Amtstafel-Dokumente. Auf Wunsch in einfacher Sprache. Oder auch in einer ganz anderen. „Insgesamt werden 19 Sprachen unterstützt“, sagt Otto. „Und das funktioniert wirklich wunderbar.

KI kann also helfen, die kommunale Verwaltung stärker zu den BürgerInnen zu bringen – besonders auch zu jenen, die sich aus unterschiedlichen Gründen mit der Bürokratie schwertun. In den letzten Wochen und Monaten war viel davon die Rede, dass die neue Technologie zu einer Spaltung der Gesellschaft führen könnte. In mancherlei Hinsicht ist diese Gefahr durchaus real. Tatsache ist aber auch, dass mit KI Hürden abgebaut und Menschen zusammengebracht werden können. Richtig eingesetzt, kann sie die Demokratie im kommunalen Bereich stärken.